Ach, es ist so einfach, mit den Leuten zu sprechen. Mund auf. Sprache raus. Doch auch ohne Rhetorik-Kurs wissen wir, dass Vieles nicht immer so ankommt, wie es gemeint ist.
Gestern war ich vielleicht ein wenig unsensibel. Ein neuer Vater fragte mich: "Wie findste denn den Namen?". Ich überlegte kurz und sprach: "Es gibt bessere." Nun, was soll ich tun? Etwa lügen? Außerdem: Warum fragt er mich?
Hintenrum erfahre ich jetzt, dass ein Pärchen gar böse auf mich ist. Als sie mir sagten, dass sie die Spinnen im Keller immer aufsaugen, war ich erbost. Und habe gesagt, dass das nicht geht. Die Tiere leiden. Gehen elendig zugrunde. Warum soll ich lügen?
Überhaupt: Was ist das für eine Angewohnheit? Spinnen aufsagen. Fliegen klatschen. Mäuse zertreten. Komischerweise hört das auf, sobald die Tiere größer werden. Dabei macht ein Hund mehr Dreck an einem Tag als eine Spinne in ihrem ganzen Leben.
Aber was die anderen können, kann ich auch. Kauf mir jetzt einen Riesen-Tier-Staubsauger. Damit sauge ich alle Hunde auf. Und alle Kühe. Pferde. Und Elefanten. Ach ja, die Mücken habe ich vergessen.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 2. Mär, 19:29
Erinnerst du dich noch an den Anfang des Internets? Damals vor über 2000 Jahren saßen die Menschen in ihren Höhlen und glotzten in die Röhre, sagten "Guten Tag", wenn auf einer Seite "Herzlich willkommen" aufblinkte. Sie kommunizierten mit den Geräten. Und vergaßen darüber ihre Artgenossen. Die sich dann auch ein Internetgerät kauften.
Heute, 2000 Jahre später ist alles anders. Das Internet spricht mit uns. Sagt uns, was wir tun sollen. Und was nicht. Wir sitzen blöd davor. Und sagen nichts. Gehen anschließend in den Supermarkt und sagen wieder nichts. Legen unser Gemüse auf das Transportband. Und sagen wieder nichts. Wir nehmen das Wechselgeld - und vergessen fast, "Danke" zu sagen.
Zu Hause an unserem Internetgerät chatten wir dann mit Doris aus Amsterdam. Oder Ingrid aus dem Münsterland.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 1. Mär, 09:34
Nicht umsonst haben Lieder eine Einleitung. Sie führen uns. Sie leiten uns. Bücher werden auch eingeleitet. Mit einem Vorwort zum Beispiel. Manchmal ist gar keine Einleitung nötig. Da schlägt es dir direkt ins Gesicht. Weil du nicht damit rechnest. Aber das muss nicht schlimm sein. Eher im Gegenteil.
Zur Sache. Die drei Leute in der China-Lounge hatten schlecht gegessen. Und verließen das modische Design zu viert. Umschlurften das Kloster in Richtung Tradition. Um anzusetzen das Gute. Mit Freude schlucken, gierig blickend.
Ach ja. Und dann kam die Runde. Nicht ins Eckige. Sondern auf den Tisch. Ganz ohne Einleitung stand plötzlich im Raum, womit keiner gerechnet. Und der große T. konnte das große Staunen genießen. Weil es so schön ist, wenn sich Träume erfüllen.
P.S. Wenn du diesen Eintrag nicht verstehst, ist das nicht schlimm. Schalte einfach das Radio ein.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 28. Feb, 10:58
Die Welt wird immer schöner. Komplett durchgestylt. Was du schon daran sieht, dass selbst Löcher in Jeans Mainstream sind. Ein echter Gewinn, wie es scheint.
Vorige Tage war ich eine neue Wohnung begucken. Schick. Neu. Hab nicht gefroren. Aber kalt war es trotzdem. Irgendwas fehlte. Nirgendwo lag was rum. Alles war schön. Schön gestylt.
Erst später fiel mir auf, was fehlte: Es gab kein einziges Buch. Nicht eins. Vielleicht versteckt vor dem Besuch, weil die Gastgeber sich schämten, noch Bücher zu lesen, wo es doch längst Internet gibt.
Am nächsten Tag war ich beruhigt, dass nicht nur mir das aufgefallen ist. Bücher sind ein Indikator. Für Kultur. Für den Umgang mit Kultur. Für die Wertschätzung unserer Kultur. Wenn eine da ist.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 25. Feb, 13:26
Aber: Das Schöne am Tag nach Weiberfastnacht ist, dass die Straßen leerer sind. Leerer als sonst. Vielleicht so leer wie sonst freitags nicht. Also einfach vielleicht außer der Reihe leerer. Woran das liegt? Weil alle feiern. Wieso dann schon Freitag ist? Weil die Autos noch beim Donnerstag sind. Zeit/Ort-Verschiebung. Nichts Neues. Aber typisch Karneval. Da sind ja auch die Nasen rot.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 24. Feb, 16:14
Nett kommt weiter. Einfach weiter. Oder auch besser. Vielleicht mit einer neuen Uhr. Wie gestern: Promotion-Aktion. In der Kneipe. Freue mich darauf, dass die Dame die Zeitung selbst vorbeibringt. Aber nix da. Macht sie nicht. Macht nur Promotion. Kümmert sich nicht um die Zustellung. Studentin halt. Also mach ich auch nicht mit. Hab schon genug zu lesen. Jeden Tag. Und sag ihr: "Wenn du die Zeitung gebracht hättest, hätte ich das Abo genommen", war nämlich wirklich günstig.
Tja, liebe Zeitungsverlage, jetzt wisst ihr auch, wie ihr eure Kundschaft ködern müsst: mit feschen Bräuten, die euren Lesern die Zeitung mit Aufgenaufschlag und aufgeschlagener Bluse ans Bett bringen. Dann braucht ihr auch nicht mehr so tolle Kommentare zu schreiben. Journalistinnen zu Zustellerinnen!
Und ich hab als Dank sogar ne Uhr bekommen. Weil ich so nett war.
P.S. Ich möchte in mindestens zweitausend Kommentaren als Chauvi beschimpft werden.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 24. Feb, 15:29
Schon gemerkt, dass heute alles super ist? Der Tisch. Das Essen. Das Wetter. Und wenn der Kassierer die Ware für Omi einpackt, sagt die auch: "super!" Besser wäre gewesen: "geil". Aber das traut sich eine Omi nicht. Die sagt dann doch lieber "super!". Weil sie erstens nicht geil ist und zweitens "cool" nicht einzuschätzen weiß.
Wir empfehlen in diesem Fall einen Blick ins Wörterbuch des Jahres 2057. Da guckt die Mutti von der Omi dann rein und weiß sofort, wie sie "cool" ausspricht. Unter der Rubrik "Adjektive" ist es dort direkt vor "geil" und "cool" gelistet. Was dann auch alles ist, was sich dort an Adjektiven versammelt hat.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 23. Feb, 17:29
Erst waren es diese Tasten-Telefone, die immer und überall mitgenommen werden wollten. Weil sie schnurlos waren. Es piepte und klingelte. Mittlerweile gibt es Vibrationsalarm. Und etwas ruhigere Zeiten.
Was die Leute von der Post nicht stört. Die klingeln trotzdem. Wenn sie vibrieren, würde es ja keiner merken. Dumm nur, dass die Post-Menschen sich quasi vermehrt haben. Eine neue Sorte herangezüchtet wurde. Und deshalb klingelt es jetzt mindestens dreimal am Tag.
Besuch sollte sich übrigens anmelden. Wir machen schon gar nicht mehr auf. Ist ja eh immer nur die Post. Die immer einen anderen Namen hat.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 23. Feb, 11:29
Worüber die Menschen sich aufregen. Über Hunde, die auf die Straße machen. Über Autohalter, die ihr Fahrzeug dort anmelden, wo es billiger ist. Und natürlich über das Wetter. Gerne und mit wachsender Begeisterung.
Manchmal scheint es, dass die wirklich großen Themen bei solchen auschweifenden Betrachtungen fehlen. Oder regt sich etwa jemand darüber auf, dass Blumfeld sich aufgelöst hat? Oder dass Einbahnstraßen immer dort sind, wo man grade durchfahren will? Oder dass Birnen immer gerade dann im Angebot sind, wenn man Appetit auf Äpfel hat? Oder dass morgen schon wieder Freitag ist?
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lemski (importiert durch analogarchi) - 22. Feb, 15:02
Second Life wird ja überall diskutiert. An jeder Straßenecke, auf jeder Mailingliste. Beim Karneval war Second Life kein Thema. Das kommt dann im nächsten Jahr.
Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, dass "Second" auch eine andere Bedeutung haben kann, die dem Ganzen ein ganz besonderes Geschmäckle gibt?
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lemski (importiert durch analogarchi) - 20. Feb, 16:17
Weißt du, wie das ist, wenn du zur Arbeit gehst und niemanden auf der Straße triffst? Normalerweise ist dann Sonntag. Und du weißt, dass du eigentlich im Bett liegen solltest.
An Feiertagen dasselbe. Und am Rosenmontag. Keiner auf der Straße. Außer du. Auf dem Weg ins Büro. Am Feiertag. Ohne Kirchgang.
Und irgendwann gibt es draußen jede Menge Krach. Und du weißt, dass du nicht alleine bist auf der Welt. Du weißt, dass du auch morgen wieder hier sitzen wirst. Die anderen nicht. Die müssen weiterfeiern. Oder haben Kopfschmerzen.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 19. Feb, 20:46
Vielleicht sollte ich Bananen anbauen. Die wachsen immer nach oben. Oder ich züchte Spargel. Der wächst auch nach oben. Sogar in Gewächshäusern. Aber ich habe noch nie Gewächshäuser für Spargel gesehen. Ob das falsche Wahrnehmung ist?
Heute ist Donnerstag. Da erscheinen nicht nur einige Zeitschriften. Da feiern etliche Karnevalisten ihren Hobby-Spaß. Ich hab nix gegen Karneval. Ich mach da sogar mit. Wenn ich muss. Oder wenn nix anderes anliegt. Aber dieses Jahr passt es gar nicht. Ich könnte das Land verlassen. Und Bananen züchten. Oder Spargel. Beides wächst nach oben. Karneval nicht.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 14. Feb, 21:51
Früher war gar nicht alles besser. Denk einfach mal an die Fettnäpfchen, die deinen Weg pflastern. Oder an die Chancen, die du ausgelassen hast. Welche Frauen du nicht angesprochen hast. Und wie oft du rot geworden bist. Ob mit oder ohne Frau.
Was hätte aus dir werden können? Warum bist du nicht mit jemandem zusammen, der viel Geld verdient? Jemand, der superreich ist und sich keine Sorgen um morgen machen muss.
Wenn ich an solche Dinge denke, fällt mir immer ein Tag in München ein. An dem der Mann des Jahres gewählt wurde. Und ich nicht wusste, dass es einen Roger Federer gibt.
"Herr Federer" tönte es damals hinter mir. Ich selbst hab das komplett ignoriert. Nicht aber meine Begleitung. "Du, die meinen dich."
Roger Federer kann froh sein, dass ich damals nicht wusste, dass es ihn gibt. Sonst hätte ich damals einfach "Ja, Sie wünschen?!?" geantwortet. Und ich hätte alles gemacht. Kopfstand. In der Nase bohren. Zunge rausstrecken. Alles im Namen von Roger Federer.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 13. Feb, 16:05
Es fing mit den Postleitzahlen an: Auf einmal waren sie fünfstellig. Unglaublich! Kein Mensch konnte alle wissen. Dann kam der Euro. Der machte alles teuer. Ganz plötzlich. Und keiner wusste, warum. Stimmt nicht. Einige wussten schon, warum. Weil alle Abzocker sind.
Nach der Post und dem Geld kommt demnächst wahrscheinlich die nächste Neuerung, die wir nicht aufhalten werden: neue Vorwahlen. Einfach so. Weil es sonst nichts zu verändern gibt. Deshalb gibt es die Revolution von oben.
Und wenn die Vorwahlen neu sind, bekommen endlich die eine Nummer, die schon lange drauf warten: die Menschen. Dann sind sie endlich zählbar. Und können sich irgendwann selbst erneuern. Oder mit Primzahlen paaren.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 12. Feb, 18:40
Wer's noch nicht gemerkt hat: Dieses Blog ist gerecht. Es setzt sich ein. Es ereifert sich. Und es ist nicht sexy. Es hat also viele unattraktive Eigenschaften.
Aus dem Off höre ich gerade, dass es einen Trend gibt: hin zu mehr Offenheit. Ich ignoriere das. Und fahre fort.
Montags ist die Welt immer so neu. Montag sollte Duschtag sein. Damit der Geduschte sauber ist für die Woche. Und sich den ganzen Dreck vom Leib gewischt hat.
Und jetzt noch ein Blick in die Vergangenheit: Es wird wieder regnen.
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lemski (importiert durch analogarchi) - 12. Feb, 09:10