Was liest du? Die Wahre Bücherliste, April 2010.

Liebe Leserinnen und Leser,

die Osterferienflaute haben wir in diesem Jahr mehr als gut überstanden. Sogar so gut, dass ich fast sagen würde, dass es so viele Einsendungen schon lange nicht mehr gegeben hat. Interessanterweise sind die Sachbücher auch wieder mehr vertreten.

Leider haben sich die beiden Thomasse bei dieser Liste vornehm zurückgehalten - kein einziger Titel von beiden nicht. Warten wir es also ab, ob die beiden im Mai wieder dabei sind.

Und jetzt viel Spaß mit der April-Bücherliste!


BELLETRISTIK

1. Robert Gernhardt: Herz in Not (1)
Aua.

2. Alan Alexander Milne: Winnie-the-Pooh (1)
Äußerst zauberhaft. Ich hatte gedacht, das sei ein nettes Kinderbuch. Ist es aber gar nicht. Verschrobene Stofftiere und sonstige Tiere erleben ganz unspannende Dinge, nehmen sich dabei aber sehr wichtig. Sie machen sich schwerwiegende, abwegige Gedanken, die zu absurden Aktivitäten führen. Oder es passiert einfach fast gar nichts. Das Ganze wird so lapidar erzählt, dass man sehr gerührt ist. Ich schätze, man muss es im Original lesen, damit sich die ganze Schönheit der Geschichten zeigt. Das ist aber einfach, denn es kommen nur einfache Vokabeln vor. Ich empfehle das Buch sehr, auch als versöhnliche Zwischendurch-Lektüre, wenn einem die Weltliteratur oder die Bestseller mal auf die Nerven gehen. Es gibt eine 5-Euro-Ausgabe mit den - supertollen - Originalzeichnungen, die auch in kleine Taschen passt.

3. Ferdinand von Schirach: Verbrechen (1)
Ein großartiges Buch und fantastisch geschrieben.

4. Jan Faktor: Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag (1-3)
Eigentlich ist das ein ganz tolles Buch, dem ich mit meiner obskuren Bewertung bestimmt Unrecht tue. Es liest sich zwar gut, aber leider hat es zu wenig Handlung, es fehlt mir die Aktion, nicht die Action! Allerdings entschädigt der erste Satz für weite Strecken des Buches: „Die ersten Sorgen um meinen Penis machte ich mir schon vor etwa fünfzig Jahren im Kindergarten – damals nur aus rein hygienischen Gründen.“

5. Nick Cave: Der Tod des Bunny Munroe (2+)

6. Gerbrand Bakker: Oben ist es still (2+)
Traurig. Schön, traurigschön. Eine Geschichte über das Vorbeileben am eigenen Traum, über Wut, Schicksal und Versöhnung – mit sich, der Familie, der eigenen Geschichte. Sehr zu empfehlen.

7. Jill Mansell: Liebesfilmriss (2), Glücksgriff (2+), Herzflittern (2), Mitten im Gefühl (2+)
Jaja, die Osterfeiertage und eine fiese Erkältung brachten mir Zeit, Muße und einen Schwung seichter Frauenliteratur ... Alle Bücher sind ganz witzig, weisen sogar überraschende Wendungen im Plot auf, und zum Schluss sind alle glücklich verbandelt und jeder Topf hat seinen Deckel. Was will Frau mehr?

8. Annika Reich: Durch den Wind (2)
Geschichte über vier Frauen in den Dreißigern, welche alle die Notbremse des Lebens anders ziehen, um den Lauf der Dinge zu ändern, der in die falsche Richtung geht. Gibt viele Anstöße, über den eigenen Weg nachzudenken. Und macht bewusst, was alles in der eigenen Macht steht.

9. Frank Goosen: Radio Heimat (2)
Einfach nur lustig ... mit schönen Erinnerungen für eine im nordischen Exil lebende Ruhrpottlerin.

10. Jennifer Crusie: Welcome to Temptation (2)
Smart, witty, sexy. A classical Crusie.

11. Josef Haslinger: Opernball (2)

12. Carlos Luis Zafón: Der Schatten des Windes (2-)

13. Brigitte Glaser, Bienen-Stich (2-)
Brigitte Glaser schreibt solide Regionalkrimis. Diesmal verschlägt es ihre Helden, eine Köchin, die in Köln ein Restautrant betreibt, in ihre badische Heimat. Brigtte Glasers Krimis leben von der guten Figurenzeichung. Und sie kann perfekt Stimmungen heraufbeschwören. Leichte Kost, gut gekocht. Wer das Badische (rund um Achern) liebt, sollte das Buch lesen.

14. Gabriel García Márquez: Die Liebe in den Zeiten der Cholera (2-3)

15. Jostein Gaarder: Der Geschichtenverkäufer (3)
Kein schlechtes Buch, aber auch nicht das „Meisterwerk“, wie auf dem Rückseitencover angekündigt. Mir ist das Ende zu aufgesetzt, zu aufgepropft, als dass es mit der eigentlichen Geschichte so richtig harmonieren kann. Dabei ist die Idee des Geschichtenverkäufers ja hoch interessant. An was man da alles denken muss, wenn man an alle möglichen Autoren Ideen für Romane verkauft, aber keiner wissen sollte, dass man das tut …

16. Helene Hegemann: Axolotl Roadkill (4)
Gelesen wegen des Medienrummels. Mir zu verworren und zu rotzig. Enthält aber ein paar gute, zum Weiterdenken anregende Wortspiele. Deshalb mein ausreichend.

17. P. C. Cast und Kristin Cast: Gezeichnet. House of Night 1 (4-)
Der Twilight-Hype ist bislang an mir vorbeigegangen, aber dass es ihn gibt, weiß ich natürlich. Dieses Buch aber - es ist das erste einer ganzen Reihe - verblüfft mich durch die absolute Dreistigkeit, mit der das Mutter-Tochter-Autorinnnenpaar ihren Plot geschmiedet haben: Ganz normaler Teenager bekommt plötzlich ein Mal auf der Stirn und wird damit bestimmt, zum Vampyr zu werden. Für die Verwandlung zieht sie ins Vampy-Internat ein und lernte die magische Welt der ... Moment mal. Deja vu? GENAU! Harry Potter meets Twilight!!! Abgesehen davon, dass ich mich beim Lesen dauernd darüber aufgeregt habe, sind die Bücher in furchtbarem Möchtegern-Jugendslang verfasst (selten hatte ich das Vergnügen, so oft Begriffe wie „Prolltusse“ in einem Roman zu lesen ...), und die Story ist eine ganz normale Highschool-Schmonzette, nur mit Blut. Also, Band 2 werde ich mir nicht mehr antun.

18. David Baldacci: Divine Justice (Camel Club) (2-)
Sicher nicht so gut wie die vorherigen Bücher über den Camel Club. Die Story ist etwas sehr an den Haaren herbeigezogen, aber dennoch lesenswert und spannend.

19. Lourdes Miquel, Neus Sans: Lola Lago. Detektivgeschichten auf Spanisch (fortgeschrittene Anfänger) (oW).

20. Nicholas Sparks: The Notebook (oW)

21. Kohlhöfer, Philipp: Grillsaison - Meine Reise durch die Heimat (oW)
Also, ich habe zwar erst knapp 40 Seiten gelesen, aber bislang nervt mich dieser „Hey-Alter-da-kann-ich-mich-ja-voll-generationsmäßig-mit-identifizieren“-Stil. Ja, wer hätte gedacht, dass Menschen gleichen bzw. ähnlichen Alters vermutlich auch eine Single kennen, die damals 10 Wochen in den Top Ten war ... Langweilig, nicht echt lustig, sehr gewollt!


SACHBUCH

1. Nicolas Bissantz: Bella berät. 75 Regeln für bessere Visualisierung (1)
Sehr gutes Buch, wenn man wissen will, wie man Daten anschaulich visualisiert. Der Witz dabei: Es ist keine trockene Abhandlung, sondern anhand vieler Beispiele in Form von Diagrammen, Fotos und Comics erläutert Bürohund Bella von der Firma Bissantz den aktuellen Standard der Datenvisualisierung.

2. Kai-Jürgen Lietz: Das Entscheider-Buch. 15 Entscheidungsfallen und wie man sie vermeidet (2)
Oje, was für Fallen gibt es da bloß! Hochinteressant. Und jetzt die Zeit haben, den Anweisungen und Tipps übungsweise zu folgen.

3. Bernhard Bueb: Lob der Disziplin (2)

4. Michael Winterhoff: Warum unsere Kinder Tyrannen werden. Oder: Die Abschaffung der Kindheit (2-3)
Als Ratgeber sollte man dieses Buch nicht missbrauchen.

5. Miriam Meckel: Brief an mein Leben (3)
Die oft harsche Kritik tut dem Buch zwar aus meines Sicht unrecht, so richtig warm werde ich dennoch nicht damit. Für die Thematik bleibt es mir zu distanziert, zu steril. Wieso sollte jemand die Geschichte eines Zusammenbruchs mit wissenschaftlichen Fußnoten versehen?

6. Cordula Nussbaum: Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? (oW)
War bei Stiftung Warentest Testsieger im Spezial-Heft „Karriere“. Dann muss da ja wohl was dran sein. Was, kann ich leider noch nicht sagen, mehr als zehn Seiten habe ich noch nicht geschafft zu lesen. Leider.


Warum gibt es eigentlich die Wahre Bücherliste? Weil sie beweist, dass Bestseller-Listen Bestseller-Listen sind. Und die Wahre Bücherliste die wahrscheinlich einzige Liste ist, die Bücher auflistet, die auch gelesen und nicht nur gelistet werden. Von echten Leserinnen und Lesern. Die noch echt lesen. Und wie geht das? Verschiedene Leute reichen die Titel der Bücher ein, die sie im vergangenen Monat gelesen haben bzw. gerade lesen. Sie benoten das Buch – wenn sie wollen – und schreiben eine kleine Kritik – wenn sie wollen. Mitmacherinnen und Mitmacher schicken eine E-Mail an: whoa@gmx.de – alles Weitere per Mail.

Trackback URL:
https://analogarchitekt.twoday.net/stories/6293084/modTrackback

Bilder des Zufalls

Architektur_Duesseldorf_26

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6073 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 5. Nov, 15:11

Credits