Was liest du? Die Wahre Bücherliste, Januar 2010.

Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr hat gerade erst begonnen und ist doch schon wieder neun Tage alt. Wie schön, dass es Bücher gibt, die die Zeit bisweilen ein wenig einfrieren. Um Zeit geht es auch bei unseren heutigen Büchern, aber auch um die Liebe, über Kastrophen und die Chemie des Todes. Sehr interessant, dass neben einem Klassiker von Marcel Proust auch das aktuelle Buch von Frank Schätzing dabei ist – und das gleich zweimal. Aber lest doch einfach selbst!


BELLETRISTIK

1. Mario Benedetti: Primavera con una esquina rota (1)
Noch so ein schönes Buch von dem Alten über Liebe, Exil und die seltsame Funktionsweise des menschlichen Geschöpfes.

2. Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind (1)
Ein unglaublich fesselnder Roman in Briefform, der mich gepackt und nicht mehr losgelassen hat. Ich war richtig traurig, als die letzte Seite gelesen war. Wie wunderbar, dass es einen zweiten Teil gibt! Den lese ich dann bis nächsten Monat.

3. Marcel Proust: Le Coté des Guermantes (1)
Jetzt, da ich beim dritten Buch der Suche nach der verlorenen Zeit angekommen bin, kann ich begeistert ausrufen: Wunderbar ist das! Selbstverständlich ist es wunderbar, sonst wäre es ja nicht so berühmt. Aber ich habe doch etwas gebraucht, um mich in der Welt der Swanns und Guermantes und so weiter richtig wohl zu fühlen. Alles dauert in dieser Welt unglaublich lange und dann löst es sich plötzlich in beinahe nichts auf. Die Suche nach der verlorenen Zeit lesen ist ein bisschen wie Eric-Rohmer-Filme gucken, nur viel besser.

4. Jaques Berndorf: Bruderdienst (1-2)
“In der Welt der Geheimdienste kursieren Gerüchte, dass Nordkorea eine Atombombe verkauft hat. Die Hintergründe des Geschäfts liegen völlig im Dunkeln. Klar ist nur: Die Folgen könnten verheerend sein ...”
Mein Fazit: ein wirklich spannender BND-Krimi, der zeigt, dass es auch “auf Deutsch” geht und nicht nur spannende CIA- oder FBI-Romane funktionieren!


5. Herrmann Harry Schmitz: Das Buch der Katastrophen - Erzählungen (1-2)
Dreißig groteske Kurzgeschichten über die Wirren des Alltags von absolut absurd über tief verzweifelt bis herrlich komisch. Grandios!

6. Gisa Pauly: Tod im Dünengras - ein Sylt-Krimi (2+)
Hehe, ja, ich habe es irgendwie gerade mit regionalen Krimis. Auch hier mag ich die bekannten Schauplätze und Insider-Infos über Sylt, die in die wirklich gute Story eingestrickt werden. Außerdem ist der immer wiederkehrende Plot nett: Die neugierige italienische Schwiegermama des wortkargen friesischen Hauptkommissars ermittelt auf eigene Faust.

7. Simon Beckett: Die Chemie des Todes (2)
Die Beschreibung der Morde und Details der Leichen sind schon etwas gewöhnungsbedürftig, sind aber überzeugend. Insgesamt ein spannender Krimi mit unerwarteten Wechseln. Die letzten 100 Seiten muss man durchlesen ...

8. Frank Schätzing: Limit (2)

9. Kirstin Warschau: Fördewasser - ein Kiel-Krimi (2)
Ich komme aus Kiel, und deshalb bekommt dieser mittelmäßige Krimi einen
Pluspunkt für die mir bestens bekannten Schauplätze :-).


10. Jürgen Becker: Franz Meurer, und Martin Stankowski: Von wegen nix zu machen: Werkzeugkiste für Weltverbesserer (3+)

11. Daniel Defoe: Robinson Crusoe (3)
Die diplomatische „drei“ deswegen, weil es wohl eine Typenfrage ist, ob einem ein solches Abenteuerbuch liegt oder nicht. Ich selbst habe nie dergleichen gelesen, ja bewusst verschmäht und mangels Neuware beim Nachbarn darauf zurückgegriffen, nachdem bei Günter Jauch nach dem bürgerlichen Namen Crusoes gefragt wurde („Robin Kreutzner“ übrigens).
Fasziniert hat mich seine Beschreibung der Erschließung der Insel und vor allem die Kunst, aus dem dort Vorgefundenen (und einigen glücklichen Vorräte) ein beinahe zivilisiertes Leben zu führen. Die Beschreibungen ferner Länder und Völker hat mich interessiert, da ich die ein oder andere (Rucksack-)Fernreise hinter mir habe und Erinnerungen verknüpfen und sogar raten konnte, wo er denn nun gestrandet ist.
Allerdings waren mir die seemännischen und religiösen Ausschweife über Seiten zu langatmig.


12. Shamini Flint: Die tödliche Familie Lee (3)

13. Craig Russel: The Carnival Master (3)

14. Frank Schätzing: Limit (3)
Ich habe erst 100 Seiten gelesen. Der Mann kann schreiben. Aber manches ist mir zu ausführlich, fast schon geschwätzig. Der Autor hat "überrecherchiert" und packt nun all sein Wissen in einen Roman. Wie schon beim "Schwarm" sollte man 200 Seiten kürzen. Aber es liest sich auch so sehr gut. Es gibt schlechtere Bestseller.

15. Rainer Moritz: Madame Cottard und eine Ahnung von Liebe (oW)

16. Jostein Gaarder: Der Geschichtenverkäufer (oW)


SACHBUCH

1. Victoria Finlay: Das Geheimnis der Farben - Eine Kulturgeschichte (2+)
Die Autorin reist auf der Suche nach der Herkunft, Bedeutung und den Hintergründen durch die Welt und durch den Farbkasten. Teils amüsante, teils nachdenklich stimmende Anekdoten und viele Informationen sind das Ergebnis. Ein empfehlenswertes Buch, auch wenn am Ende manche Fragen offen bleiben.

2. Birgit Gebauer-Sesterhenn & Thomas Villinger: Schwangerschaft und Geburt (2+)

3. Claus Leggewie und Harald Welzer: Das Ende der Welt, wie wir sie kannten (oW)


Warum gibt es eigentlich die Wahre Bücherliste? Weil sie beweist, dass Bestseller-Listen Bestseller-Listen sind. Und die Wahre Bücherliste die wahrscheinlich einzige Liste ist, die Bücher auflistet, die auch gelesen und nicht nur gelistet werden. Von echten Leserinnen und Lesern. Die noch echt lesen. Und wie geht das? Verschiedene Leute reichen die Titel der Bücher ein, die sie im vergangenen Monat gelesen haben bzw. gerade lesen. Sie benoten das Buch – wenn sie wollen – und schreiben eine kleine Kritik – wenn sie wollen. Mitmacherinnen und Mitmacher schicken eine E-Mail an: whoa@gmx.de – alles Weitere per Mail.

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