Sonntag, 8. November 2009

Was liest du? Die Wahre Bücherliste im November 2009.

Zwischendurch werde ich immer mal wieder gefragt: „Warum machst du das eigentlich? Das bringt doch nichts.“ Nun, das stimmt. Es bringt nichts. Aber es macht Spaß. Und der bringt auch nichts. Außer schlaflose Nächte. Aber jetzt mal im Ernst: Viele Einsendungen gab es diesmal ja nicht wirklich. Ohne Susanne und Britta wäre diese Liste sehr sehr dürftig ausgefallen. Danke an die Damen! Und an die Herren (diesmal waren nur zwei dabei): Beim nächsten Mal will ich aber wieder richtig was von euch hören!
Und jetzt: die Bücher der November-Liste. Los geht’s!

BELLETRISTIK

Mario Benedetti: Quién de nosotros (1)
Sieh mal einer an! Unter den Nobelpreisträgern gibt es doch welche, die einen Nobelpreis wert sind. Und das war gleich sein erstes Buch. Ein sehr subtiles Psychogramm eines Beziehungsdreiecks.

Roberto Bolaño: 2666 (1)
Wenn man über das Buch, das man gerade liest, nachdenkt, was es für den eigenen Alltag bedeutet, kann das überlegungspraktische Folgen haben. Ich für meinen Teil habe grundsätzlich ganz große Angst vor Büchern, die mehr als 275 Seiten haben. Ich stehe immer davor und frage mich: „Wie soll ich das jemals durchlesen?“. Das wäre bei diesem Buch nicht anders gewesen, wenn sich die über 1.000 Seiten nicht auf fünf Kapitel aufteilen würden. Und wenn ich schon am positivieren bin: Sonst kaufe ich zwischendurch ja mal eben die Zeitschrift und noch mal diese Zeitung. Das hat ein wenig nachgelassen, weil ich ja weiß, dass zu Hause ein Buch liegt, das noch gelesen werden will. Und dann hab ich immer auch Respekt vor professionellen Rezensenten, die dieses Buch mal eben für die nächste Printausgabe ihres Arbeitgebers durchlesen und besprechen. Und jetzt zum Buch: Extrem dicht, andeutungsreich und dabei so geschrieben, dass man weiterlesen will. Ein gutes Buch. Und das glaube ich jetzt schon, obwohl ich noch keine 80 Seiten gelesen habe. Freue mich auf den Rest. Und der hoffentlich auch auf mich.

Thomas Fuchs: Grenzverkehr (2+)
Hatte nach Lektüre des Klappentextes das Buch erst wieder zurückgelegt. Dann doch mitgenommen. Zum Glück: Ein echtes Highlight, sehr witzig geschrieben, lehrreich, nachdenklich, mit einem gewissen anarchistischen Touch und super Sinn fürs Skurrile wird die Geschichte von Milena erzählt, die Hure wird. Empfehle ich derzeit überall weiter!

Ewald Arenz: Der Duft von Schokolade (2+)
Man mag es ahnen, ich habe im vergangenen Monat ein Schokoladen-Extra konzipiert und dazu passende Lektüre angefordert. :-) Dies ist eine wunderbare bittersüße Liebesgeschichte, in der Düfte eine mehr als tragende Rolle spielen. Wie verschiedenste Aromen mit der Handlung verwoben wurden, ist wirklich ein Meisterstück - ähnlich wie im „Parfüm“, aber leichter, eleganter.

Pierre Magnan: Tod in Bronze (2)
Wenn man gerade vor Ort ist, sind diese dezent angestaubten Provence-Krimis sehr schön … Gerade auch, weil man eine fast schon untergegangene Welt liest (die Krimis sind in den 80ern erschienen). Und dennoch, so als Ausländer, erkennt man die französischen Welten, wie wir sie durchaus auch noch wahrnehmen.

Ferdinand von Schirach: Verbrechen (2)
Der schreibt toll, dramaturgisch perfekte Kurzgeschichten, immer menschlich angewärmt, aber eigentlich seziert er ja mit großer Lust das Böse – man schaudert ob seiner lakonischen Gewaltschilderungen, an dem Mann ist eindeutig ein Pathologe verloren gegangen.

Stefania Bertola: Ein Herz aus Schokolade (2-)
Ein Roman, wie wir Frauen ihn lieben: Voller Irrungen und Wirrungen, und am Schluss gewinnen die Guten und das Mädchen bekommt den Jungen. Das Ganze spielt diesmal im Konditoren-Milleu. Schöne Wochenendlektüre.

Olivier Adam: Klippen (2-)
Ich mag diesen depressiven Franzosen, aber er ist, eben depressiv. Trotzdem bietet seine Geschichte viel Menschliches und Anrührendes.

Anne Tyler: Fast ein Heiliger (2-)

Rebecca Gablé: Das Spiel der Könige (2-)
Kommt nicht an die Vorbände in dieser Waringham-Triologie heran. Die 1.200 Seiten sind aber dennoch mehr als lesenswert.

Andrew Sean Greer: Geschichte einer Ehe (oW)
Bin noch dabei – eine sehr amerikanische Geschichte, toll erzählt, es gibt ganz leise Überraschungen, die mal eben den Atem nehmen, bevor es dann gleich weitergeht. Schon toll, Bewertung erst bei Abschluss.


SACHBUCH

Bernhard Hoëcker: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers: Mit Geocaching zurück zur Natur (3-)
Ich finde Geocaching hoch interessant, und ich finde Herrn Hoëcker sehr lustig. Man sollte also meinen, dass dieses Buch eine sichere Nummer ist - denkste! Er ist einfach viel zu begeistert von seinem Sujet, um den notwendigen ironischen Abstand zu bekommen. Natürlich werden die verschiedenen Cache-Erlebnisse unterhaltsam erzählt, und der Autor nimmt sich auch selbst auf die Schippe, aber nach einem Drittel des Buchs wirds ein bisschen eintönig.

Dave Barry: Dave Barry's Money Secrets (oW)
Laut lachen tue ich nicht allzu oft. Beim Lesen erst recht nicht. Hier waren keine zwei Seiten gelesen, da musste ich schon vor Lachen die Tränen abwischen. Ein Amerikaner mit dem strikt englischen Humor erklärt Geld. Da erst 20 Seiten gelesen, ohne Wertung.


Warum gibt es eigentlich die Wahre Bücherliste? Weil sie beweist, dass Bestseller-Listen Bestseller-Listen sind. Und die Wahre Bücherliste die wahrscheinlich einzige Liste ist, die Bücher auflistet, die auch gelesen und nicht nur gelistet werden. Von echten Leserinnen und Lesern. Die noch echt lesen. Und wie geht das? Verschiedene Leute reichen die Titel der Bücher ein, die sie im vergangenen Monat gelesen haben bzw. gerade lesen. Sie benoten das Buch – wenn sie wollen – und schreiben eine kleine Kritik – wenn sie wollen. Mitmacherinnen und Mitmacher schicken eine E-Mail an: whoa@gmx.de – alles Weitere per Mail.

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