Was liest du? Die Wahre Bücherliste im Januar 2009.
Alles neu macht das Neujahr. Was sich wie eine Plattitüde anhört, ist auch eine. Ich entschuldige mich dafür. Und gelobe auch Besserung. Muss aber gestehen, dass ich nicht verstehe, warum manche Leute die Bildzeitung so ernst nehmen. Aber das nur am Rande.
Die Januar-Liste ist nicht viel anders als die Listen davor. Interessant aber, dass diesmal zwei knallharte Klassiker auf der Liste sind. Übrigens kann ich die Leserin des Mann-Romans beruhigen: Es gibt mindestens noch einen weiteren Menschen, der das Buch noch nicht gelesen hat.
Und jetzt viel Spaß mit der neuen Liste! In grün wie immer der Kommentar desjenigen, der das Buch gelesen hat.
BELLETRISTIK
1. Günter Dahl: Heute schon gelebt? (2,5)
Nettes Buch. Aber wenn man’s nicht liest, verpasst man auch nichts.
2. Samuel Hazo: The Pittsburgh that stays within you (3)
Nicht schlecht geschrieben, aber auch nicht ganz einfach. Und eher für Insider.
3. Phyllis Ellis: Die Frauen des Wüstenpalasts - Meine Jahre im arabischen Harem (5)
Eine glatte 5 - das Thema ist super: Als Englischlehrerin lebte die Autorin zwei Jahre mit der saudischen Königsfamilie und lernte, wie das Leben der Frauen in Saudi-Arabien ist. Leider ist das Bucht unheimlich schlecht und langweilig geschrieben, grauenvoll formuliert, schlecht übersetzt und offenbar nie durch die Hände einer Lektorin gegangen. Schlimm. Thema total verschenkt.
4. Tilly Bagshawe: Abgöttisch (2)
Lese ich zurzeit, scheint mindestens eine 2 zu werden - packender Roman über eine Hollywood-Dynastie, die (Überraschung!!) aus lauter Gestörten besteht ... Sehr amüsant.
5. Edgar Noske: Himmel über Köln (3)
6. Wolfgang Schorlau: Brennende Kälte (2+)
7. Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren (2)
8. Anna Gavalda: Alles Glück ist nie (2)
Die 2 bekommt der Roman, weil es der Autorin natürlich wieder gelingt, ihre Figuren so anzulegen, dass man sie sehr mag, und irgendwann will man dann auch unbedingt weiterlesen. Ich finde aber, dass dieser Roman Schwächen hat im Vergleich zu den anderen Romanen. Der Titel lässt es schon erahnen: Es wird tendenziell kitschiger. Ganz schön langatmig auch das erste Drittel. Der Protagonist braucht ja ewig, um in Gang zu kommen. Vielleicht ist es auch schon zu sehr in Richtung Verfilmung geschrieben?
9. Katrin Hummel: Gute Nacht, Liebster (2)
Wer wissen will, wie man sich als Partner/-in eines Alzheimerkranken fühlt: Hier steht es. Ganz schön rührend.
10. Haruki Murakami: Norwegian Wood (2)
11. Truman Capote: In Cold Blood (2)
12. Thomas Mann: Buddenbrooks (2+)
Da muss ich wohl nichts zu sagen, oder? Bestimmt war ich die einzige Deutsche, die es noch nicht gelesen hatte.
13. Orhan Pamuk: Das Museum der Unschuld (2)
14. Robert Ludlum: The Parsifal Mosaic (3)
15. Oliver Jeffers: Der unglaubliche Bücherfresser (Note 1 für das Original, Note 2 für die Übersetzung)
16. Leonie Jakobs: Schön macht's nicht, aber glücklich - ein ehrlicher Schwangerschaftsroman (2)
Ein junge Frau schildert sehr kurzweilig und bisweilen mit bissigem Humor, auf jeden Fall aber mit gnadenloser Offenheit die Wochen ihrer ersten und unvorhergesehenen Schwangerschaft. Sicherlich eher Unterhaltung für diejenigen unter uns, die gerade in der gleichen Situation stecken oder zumindest mal gesteckt haben. Das zweite Buch in meinem Leben, das mich im voll besetzten Zug mehrfach hat lauthals lachen lassen! (Das erste war von Jörg Thadeusz „Rette mich ein bisschen: Ein Sanitäter-Roman“ und muss hier außer der Reihe unbedingt erwähnt werden).
17. Stieg Larsson: Vergebung (5)
Oh Herr, vergib' mir, dass ich meine Zeit mit diesem Buch verschwendet habe! „Vergebung“ ist der dritte Band einer Trilogie, die der Autor kurz vor seinem Tod auf den Markt bringen konnte. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob mein negatives Urteil daher kommt, weil ich die beiden ersten Bände nicht kenne – aber das kann es nicht sein. Ein Buch ist ein Buch und muss auch so funktionieren. Vor allen Dingen, weil es sich nicht um eine Fortsetzung handelt. Wie kann man es bitte schön fertigbringen, auf den ersten 15 Seiten 30 Protagonisten vorzustellen? Ich bin überfordert, gelangweilt und das Buch liegt in der Ecke und vergammelt. Wenn ich dann noch die Kritik der BAMS lese, die da behauptet: „Stieg Larssons Romane sind so mitreißend, dass sie eine Gefahr für das öffentliche Leben darstellen. Lesende Menschen werden Fußgängerzonen und Parks besetzen, die Arbeitswelt wird lahmgelegt …“, kann ich mich nur verwundert am Kopf kratzen. So einen peinlichen Verfall ins Superlativ habe ich noch nicht erlebt. Und dabei bin ich Werbetexter – und sonst vor nix fies.
18. Chuck Klosterman: Eine zu 85 % wahre Geschichte (3)
Wer ein bisschen von Musik versteht und zu diesem Thema keinen allzu bescheuerten Geschmack hat, wird dieses Buch mögen. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Typ fährt mit dem Auto quer durch die Staaten – auf dem Rücksitz einhundert ausgewählte CDs für die lange Fahrt – und besucht Sterbeorte berühmter Rock- und Pop-Legenden. Ein bisschen Lovestory dabei, viel Selbstreflexion und sehr viel Gequatsche über Musik. Nett, echt nett.
19. John Niven: Kill your Friends (6)
Dieses Buch ist ärgerlich, und dem Autor kauft man keine Zeile ab! Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich seit meiner Jugend sprachlos, bewundernd und angeekelt dem Buch "American Psycho" von Bratt Easton Ellis gegenüberstehe. "American Psycho" ist echt krank. "Kill your Friends" ist dagegen schamlos abgekupferter Mist. "Kill your Friends" ist ein lauer Pups, und John Niven sollte sich schämen, aufmerksame Leser so zu verarschen …
20. Georges Simenon: Band 25 - Maigret und das Dienstmädchen (oW)
21. Matt Ruff: Bad Monkeys (3)
Wurde mir sehr empfohlen, ich kann aber die versprochene Spannung nicht so ganz nachvollziehen. Insgesamt ganz locker geschrieben dieser angebliche Thriller. Aber irgendwie kann mich dieses Verhör mit Rückblenden nicht so ganz überzeugen. Auch die Auflösung am Ende finde ich weniger prickelnd, als ich vermutet hatte. Fuck your Expectations?
22. Dana Spiotta: Eat the Document - Die perfekte Tarnung (2)
Ich bin noch nicht ganz durch, also erst am Anfang, musste aber feststellen, dass mich die unterschiedlichen Erzählperspektiven bzw. Episoden fordern. Dennoch: ganz gut geschrieben diese Geschichte über Mary und Bobby, die ihre Identität verändern müssen, weil sie was Böses angestellt haben.
SACHBUCH
1. Robert Klimke/Manfred Faber: Erfolgreicher Lösungsvertrieb (3)
Gar nicht schlecht geschrieben. Aber langweilige Materie.
2. Jeff Campbell: Lonely Planet USA (2)
Das Buch ist so dick und schwer, dass es alleine wegen des Gewichts nicht einfach zu lesen ist. Ansonsten: typischer Lonely-Planet-Stil. Aber eben komprimiertes und praktisches Wissen auf einen Blick.
3. Frank Nordhausen, Liane v. Billerbeck: Scientology. Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will (oW)
Die Januar-Liste ist nicht viel anders als die Listen davor. Interessant aber, dass diesmal zwei knallharte Klassiker auf der Liste sind. Übrigens kann ich die Leserin des Mann-Romans beruhigen: Es gibt mindestens noch einen weiteren Menschen, der das Buch noch nicht gelesen hat.
Und jetzt viel Spaß mit der neuen Liste! In grün wie immer der Kommentar desjenigen, der das Buch gelesen hat.
BELLETRISTIK
1. Günter Dahl: Heute schon gelebt? (2,5)
Nettes Buch. Aber wenn man’s nicht liest, verpasst man auch nichts.
2. Samuel Hazo: The Pittsburgh that stays within you (3)
Nicht schlecht geschrieben, aber auch nicht ganz einfach. Und eher für Insider.
3. Phyllis Ellis: Die Frauen des Wüstenpalasts - Meine Jahre im arabischen Harem (5)
Eine glatte 5 - das Thema ist super: Als Englischlehrerin lebte die Autorin zwei Jahre mit der saudischen Königsfamilie und lernte, wie das Leben der Frauen in Saudi-Arabien ist. Leider ist das Bucht unheimlich schlecht und langweilig geschrieben, grauenvoll formuliert, schlecht übersetzt und offenbar nie durch die Hände einer Lektorin gegangen. Schlimm. Thema total verschenkt.
4. Tilly Bagshawe: Abgöttisch (2)
Lese ich zurzeit, scheint mindestens eine 2 zu werden - packender Roman über eine Hollywood-Dynastie, die (Überraschung!!) aus lauter Gestörten besteht ... Sehr amüsant.
5. Edgar Noske: Himmel über Köln (3)
6. Wolfgang Schorlau: Brennende Kälte (2+)
7. Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren (2)
8. Anna Gavalda: Alles Glück ist nie (2)
Die 2 bekommt der Roman, weil es der Autorin natürlich wieder gelingt, ihre Figuren so anzulegen, dass man sie sehr mag, und irgendwann will man dann auch unbedingt weiterlesen. Ich finde aber, dass dieser Roman Schwächen hat im Vergleich zu den anderen Romanen. Der Titel lässt es schon erahnen: Es wird tendenziell kitschiger. Ganz schön langatmig auch das erste Drittel. Der Protagonist braucht ja ewig, um in Gang zu kommen. Vielleicht ist es auch schon zu sehr in Richtung Verfilmung geschrieben?
9. Katrin Hummel: Gute Nacht, Liebster (2)
Wer wissen will, wie man sich als Partner/-in eines Alzheimerkranken fühlt: Hier steht es. Ganz schön rührend.
10. Haruki Murakami: Norwegian Wood (2)
11. Truman Capote: In Cold Blood (2)
12. Thomas Mann: Buddenbrooks (2+)
Da muss ich wohl nichts zu sagen, oder? Bestimmt war ich die einzige Deutsche, die es noch nicht gelesen hatte.
13. Orhan Pamuk: Das Museum der Unschuld (2)
14. Robert Ludlum: The Parsifal Mosaic (3)
15. Oliver Jeffers: Der unglaubliche Bücherfresser (Note 1 für das Original, Note 2 für die Übersetzung)
16. Leonie Jakobs: Schön macht's nicht, aber glücklich - ein ehrlicher Schwangerschaftsroman (2)
Ein junge Frau schildert sehr kurzweilig und bisweilen mit bissigem Humor, auf jeden Fall aber mit gnadenloser Offenheit die Wochen ihrer ersten und unvorhergesehenen Schwangerschaft. Sicherlich eher Unterhaltung für diejenigen unter uns, die gerade in der gleichen Situation stecken oder zumindest mal gesteckt haben. Das zweite Buch in meinem Leben, das mich im voll besetzten Zug mehrfach hat lauthals lachen lassen! (Das erste war von Jörg Thadeusz „Rette mich ein bisschen: Ein Sanitäter-Roman“ und muss hier außer der Reihe unbedingt erwähnt werden).
17. Stieg Larsson: Vergebung (5)
Oh Herr, vergib' mir, dass ich meine Zeit mit diesem Buch verschwendet habe! „Vergebung“ ist der dritte Band einer Trilogie, die der Autor kurz vor seinem Tod auf den Markt bringen konnte. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob mein negatives Urteil daher kommt, weil ich die beiden ersten Bände nicht kenne – aber das kann es nicht sein. Ein Buch ist ein Buch und muss auch so funktionieren. Vor allen Dingen, weil es sich nicht um eine Fortsetzung handelt. Wie kann man es bitte schön fertigbringen, auf den ersten 15 Seiten 30 Protagonisten vorzustellen? Ich bin überfordert, gelangweilt und das Buch liegt in der Ecke und vergammelt. Wenn ich dann noch die Kritik der BAMS lese, die da behauptet: „Stieg Larssons Romane sind so mitreißend, dass sie eine Gefahr für das öffentliche Leben darstellen. Lesende Menschen werden Fußgängerzonen und Parks besetzen, die Arbeitswelt wird lahmgelegt …“, kann ich mich nur verwundert am Kopf kratzen. So einen peinlichen Verfall ins Superlativ habe ich noch nicht erlebt. Und dabei bin ich Werbetexter – und sonst vor nix fies.
18. Chuck Klosterman: Eine zu 85 % wahre Geschichte (3)
Wer ein bisschen von Musik versteht und zu diesem Thema keinen allzu bescheuerten Geschmack hat, wird dieses Buch mögen. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Typ fährt mit dem Auto quer durch die Staaten – auf dem Rücksitz einhundert ausgewählte CDs für die lange Fahrt – und besucht Sterbeorte berühmter Rock- und Pop-Legenden. Ein bisschen Lovestory dabei, viel Selbstreflexion und sehr viel Gequatsche über Musik. Nett, echt nett.
19. John Niven: Kill your Friends (6)
Dieses Buch ist ärgerlich, und dem Autor kauft man keine Zeile ab! Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich seit meiner Jugend sprachlos, bewundernd und angeekelt dem Buch "American Psycho" von Bratt Easton Ellis gegenüberstehe. "American Psycho" ist echt krank. "Kill your Friends" ist dagegen schamlos abgekupferter Mist. "Kill your Friends" ist ein lauer Pups, und John Niven sollte sich schämen, aufmerksame Leser so zu verarschen …
20. Georges Simenon: Band 25 - Maigret und das Dienstmädchen (oW)
21. Matt Ruff: Bad Monkeys (3)
Wurde mir sehr empfohlen, ich kann aber die versprochene Spannung nicht so ganz nachvollziehen. Insgesamt ganz locker geschrieben dieser angebliche Thriller. Aber irgendwie kann mich dieses Verhör mit Rückblenden nicht so ganz überzeugen. Auch die Auflösung am Ende finde ich weniger prickelnd, als ich vermutet hatte. Fuck your Expectations?
22. Dana Spiotta: Eat the Document - Die perfekte Tarnung (2)
Ich bin noch nicht ganz durch, also erst am Anfang, musste aber feststellen, dass mich die unterschiedlichen Erzählperspektiven bzw. Episoden fordern. Dennoch: ganz gut geschrieben diese Geschichte über Mary und Bobby, die ihre Identität verändern müssen, weil sie was Böses angestellt haben.
SACHBUCH
1. Robert Klimke/Manfred Faber: Erfolgreicher Lösungsvertrieb (3)
Gar nicht schlecht geschrieben. Aber langweilige Materie.
2. Jeff Campbell: Lonely Planet USA (2)
Das Buch ist so dick und schwer, dass es alleine wegen des Gewichts nicht einfach zu lesen ist. Ansonsten: typischer Lonely-Planet-Stil. Aber eben komprimiertes und praktisches Wissen auf einen Blick.
3. Frank Nordhausen, Liane v. Billerbeck: Scientology. Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will (oW)
Warum gibt es eigentlich die Wahre Bücherliste? Weil sie beweist, dass Bestseller-Listen Bestseller-Listen sind. Und die Wahre Bücherliste die wahrscheinlich einzige Liste ist, die Bücher auflistet, die auch gelesen und nicht nur gelistet werden. Von echten Leserinnen und Lesern. Die noch echt lesen. Und wie geht das? Verschiedene Leute reichen die Titel der Bücher ein, die sie im vergangenen Monat gelesen haben bzw. gerade lesen. Sie benoten das Buch – wenn sie wollen – und schreiben eine kleine Kritik – wenn sie wollen. |
analogarchi - 9. Jan, 23:01
Trackback URL:
https://analogarchitekt.twoday.net/stories/5436189/modTrackback