Sonntag, 8. Februar 2009

Was liest du? Die Wahre Bücherliste im Februar 2009.

Ganz schön viele Bücher wieder dabei. Haben wieder viele viele Leute mitgemacht. Besten Dank, dass ihr mich immer noch mit so vielen Einsendungen versorgt. Und jetzt die Liste:

BELLETRISTIK

Franz Josef Strauß: Die Erinnerungen (oW)
Springt viel thematisch und in der Zeit, muss man sich erstmal dran gewöhnen. Trotz aller Kritik an seiner Art war er natürlich eine extrem schillernde und interessante Person der Zeitgeschichte. Das Buch scheint einen guten Abriss über die politische Geschichte der BRD bis 1989 zu geben, natürlich parteipolitisch gefärbt, aber mit schönen Anekdoten.

Stephenie Meyer: Breaking Dawn (2)

Carlos Ruiz Zafón: Der Schatten des Windes (1)

Cecilia Ahern: Ich hab Dich im Gefühl (4)


Kerstin Duken: Jahrhundertsommer (2)


Gwendoline Riley: Cold Water (3-)
Nach langem Liegen-Lassen wieder aufgenommern und zu Ende gelesen, diesmal. Und sogar, vor dem Zu-Ende-Lesen, nochmal von vorne damit angefangen, um eine reelle zweite Chance zu geben. Immerhin wird das Buch, das in England schon 2002 erschienen ist (auf deutsch 2008), auf der Insel gefeiert und der Autorin eine ganz neue, besondere Stimme zugesprochen. Weswegen ich es, obwohl erst im letzten Jahr entdeckt, extra und begierig im Original bestellt habe. Bloß ... ich finde die neue Stimme nicht. Ja fein, die Protagonistin ist Anfang 20 (wie - Überraschung - zum damaligen Zeitpunkt auch die Autorin) und kommt nicht klar, geht dagegen mit Alkohol an, mindestens, vielleicht ein paar Drogen, dazu ein bisschen Sex, der bedeutungslos anfängt, aber ... Hm. Riley hat ihre Hausaufgaben gemacht, sie zitiert Größen der Popmusik und Literatur und hat offensichtlich deren Biographien verinnerlicht. Vielleicht hat sie neben einem respektablen Musikgeschmack auch eine nette Schreibe, aber sensationell ist das nicht, nein.

Peter Henisch: Die kleine Figur meines Vaters (2+)
Bin noch mitten im Lesen, aber es ist jetzt schon ganz wunderbar. Eine Liebeserklärung ohne Verklärung, eine Wutrede ohne Hass. Ein Sohn reflektiert über seinen Vater, der während des Krieges als Fotograf unterwegs war und verwebt Weltgeschichte mit persönlicher Erinnerung. Groß!

Nick Hornby: A long way down (2,5)

Nett geschrieben, hat manchmal Längen und ein blödes Ende.

Nina Bawden: Kunst der Täuschung (2)

Unterhaltsam - wenn auch zu Beginn nicht einfach, reinzukommen.

Günther Dahl: Heute schon gelebt? (2,5)

Ganz nette Geschichtchen.

Thomas R. Mielke: Colonia: Roman einer Stadt (3)
Ein Buch über die Schönstestadtderwelt.

John Grisham: Playing for Pizza (3)

Ein Grundverständnis für American Football vorausgesetzt (und für alle die mit Italienern Kontakt haben): Ein sehr amüsantes Buch.

Thomas Mann: Der Zauberberg (2)
Auf die Gefahr hin, dass alle dieses kanonische Werk längst kennen, gebe ich einen Kommentar: Ein prima Buch für mich und andere, die superlange Erzählungen mögen, in denen so gut wie nichts passiert. Das Buch ist wie ein etwas zu farbiges Ölgemälde, das immer wieder neu mit sich selbst übermalt wird.


Daniel Kehlmann: Ruhm (oW)
Daniel Kehlmanns erster Auftritt nach seinem Mega Best- und Longseller "Die Vermessung der Welt". Der Titel der handwerklich gekonnt und verschachtelten Episoden heißt "Ruhm – Ein Roman in neun Geschichten". Und ich habe sie gelesen – alle neun. Und nachdem ich das Buch zugeklappt habe, wusste ich nach zwei Minuten nicht mehr, was ich da gelesen habe. Ich bin verwirrt. Oder bin ich nur in die nahe liegende Erwartungsfalle getappt? Keine Ahnung. Ich werde dieses Buch mit Sicherheit ein zweites Mal lesen. Irgendwann.

T.C. Boyle: America (2)
Da sieht man mal wieder, wie gut es ist, ab und zu seine Bücher zu entstauben. Eben bei dieser Tätigkeit stolperte ich über den guten alten und kaputten T.C. Boyle. Um genauer zu sein, über seinen Roman "The Tortilla Curtain" – für den deutschen Buchmarkt total bescheuert übersetzt mit "America" aus dem Jahr 1995. Der Roman handelt von mexikanischen Einwanderern in den USA. Für diesen Roman erhielt er den renommierten "Prix Médicis Étrangern". Zu Recht, wie ich meine. Ich kann mir keine schonungslosere literarische Gangart zu diesem leidvollen Thema vorstellen. Boyle schafft es wie kein Zweiter, den Leser zum Kochen zu bringen. Vor Wut – und vor Empathie. Große Geschichte.

Simon Beckett: Leichenblässe (2)
Danke, Schwesterchen – nachdem ich dir im letzten gemeinsamen Familienurlaub unter Androhung von Kloppe "Die Chemie des Todes" von Simon Beckett abgerungen – und anschließend verschlungen habe, bin ich komplett infiziert. Kein Wunder, dass ich danach sofort "Kalte Asche" und jetzt seinen dritten Roman "Leichenblässe" gelesen habe. Wirklich gut gemachte Schockergeschichten mit viel Glibber, Psychofreaks sowie äußere und innere Wunden. Und das alles – DANKE, Herr Beckett – ohne nervenden Lovestory-Seitenstrang. Das Beste: erstaunliche Wendungen, geschickte Fallen, falschen Fährten und alles, was einen guten Krimi ausmacht. Das ultimative Badewannen-Sofa-Stau-und-mal-eben-zwischendurch-Buch.

Annette Blair: Hexen mögens heiß (3)
Vergnüglich & fluffig & mit Happy End & und zum Verfilmen geschrieben. Eigentllich nicht das, was ich sonst lese, aber ich wollte doch wissen, wie es weitergeht. Für amerikanische Verhältnisse gibt es sogar die eine und andere "sexual explicit"-Stelle.

Zadie Smith introduces: The Burned Children of America (2)
Eigentlich schwer zu benoten, denn das Buch ist eine Compilation von 20 Kurzgeschichten diverser US-Autoren. Jede ist anders. Einige sind gut, andere sehr gut und andere wieder so la la. Ich kannte nur einen: Jonathan Safran Foer, der für einen absurd lustigen Film "Everything Is Illuminated" mit Elija Wood mal eine Vorlage lieferte. Stilistisch hochklassig, sehr angenehm zu lesen. Von der Richtung her sind die Autoren eh Kinder von Updike, nur moderner. So ein leicht angegangener Neorealismus, eventuell mit fantastischen Elementen. Ein tieferer Einblick in die junge Ami-Seele.
Die Hälfte gelesen, schon jetzt zu empfehlen: George Saunders, Judy Budnitz, Jeffrey Eugenides, Dave Eggers.


Michel Houellebecq: Elementarteilchen (oW)
Ganz durch habe ich es noch nicht, aber: Ein Intellektuellen-Buch. Und wie immer, wenn sich Intellektuelle einem Thema nähern, von dem sie nur bedingt was verstehen, wird auf einmal alles monstergroß. Hier ist es das Thema "Ficken". Und so ist es unausweichlich, dass sich die dargestellte Sexualität in die Extreme verzerrt. Entweder man hat gar kein, oder man hat so viel davon, dass es aus dem Ruder läuft. Mal sehen, wie das alles endet.

Stefan Ulrich: Quattro Stagioni (2)
Sehr amüsante, leichte Abendliteratur. Man braucht nicht groß nachzudenken und wird gut unterhalten. Der Autor beschreibt sein erstes Jahr als Auslandskorrespondent seiner Zeitung in Rom. Er beleuchtet das “dolce vita”, aber auch die Schattenseiten der ewigen Stadt und die kleinen und großen Macken ihrer Bewohner.

Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes (3)
Nette Popcorn-Unterhaltung mit einigen interessanten Wendungen.

Zadie Smith: Von der Schönheit (5)

Ich habe nach 120 Seiten keine Lust mehr gehabt. Ist irgendwie nix passiert ... Geht aber vielleicht nur mir so? Eine Freundin hatte es immerhin empfohlen ...



SACHBUCH

Eckart von Hirschhausen: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben (1)

Laurent Le Bon: Centre Pompidou-Metz (1)
Ausgezeichnete Dokumentation der Entstehung des ersten dezentralen Centre Pompidou in Frankreich mit fundierten, klar verständlichen Texten und ausgezeichneten Bildern.


Warum gibt es eigentlich die Wahre Bücherliste? Weil sie beweist, dass Bestseller-Listen Bestseller-Listen sind. Und die Wahre Bücherliste die wahrscheinlich einzige Liste ist, die Bücher auflistet, die auch gelesen und nicht nur gelistet werden. Von echten Leserinnen und Lesern. Die noch echt lesen.
Und wie geht das? Verschiedene Leute reichen die Titel der Bücher ein, die sie im vergangenen Monat gelesen haben bzw. gerade lesen. Sie benoten das Buch – wenn sie wollen – und schreiben eine kleine Kritik – wenn sie wollen.

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